Heidelberg (soz) Henning Fritz gefiel es offenbar im Sportzentrum Nord. Der frühere Handball-Torwart, der so ziemlich alles in seiner Karriere gewonnen hat, was in diesem Sport wichtig ist (u.a. Weltmeister und Europameister), wurde noch zwei Stunden nach Spielschluss im Foyer der Halle gesehen. Vorher beobachtete er als Star-Gast und Halbzeit-Interview-Partner das Nachbarschafts-Derby in der Verbandsliga zwischen dem TSV Handschuhsheim und dem TSV Wieblingen, das die Gastgeber nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten 29:27 für sich entschieden.
In der ersten Halbzeit dominierte nämlich Wieblingen. Es war offensichtlich, dass die Gäste die beiden deftigen Auswärts-Niederlagen zuletzt in Rot und Malsch vergessen machen wollten. „Die haben zuerst verstanden, was es heißt, ein Derby zu spielen“, sagt Handschuhsheim Trainer Jonas Kari. Wieblingen aggressiver, leidenschaftlicher. Vor allem der an diesem Abend bärenstarke Rückraumspieler und zehnfache Torschütze Jan Dexheimer drückte dem Spiel seinen Stempel auf und führte seine Mannschaft über 0:2, 3:6 und 8:12 zu einer 12:15-Halbzeit-Führung.
„In der Pause gab es eine deftige Ansprache“, berichtet Kari. „Dann waren wir plötzlich da.“ Bis zur 38. Minute und dem 16:19 hielt Wieblingen den Vorsprung, doch dann zahlte sich Handschuhsheims ausgeglichen besetzte Mannschaft aus. Der Druck der Gastgeber wurde immer größer, beim 20:20 (44.) wurde erstmals der Ausgleich geschafft. Schließlich entwickelte sich ein heißes, typisches Nachbarschafts-Duell, das geprägt war von Kampf und Emotionen.
„Henning Fritz war ganz überrascht, dass so viele Zuschauer in der sechsten Liga kommen“, erzählte Kari. Die 400 Anhänger „haben ganz schön Rabatz gemacht“.
Beim 22:21 nach 47 Minuten gingen die „Löwen“ erstmals in Führung, nach dem 25:25 erzielten sie mit einem Dreierpack durch Weber, Bald und Layer zum 28:25 die Entscheidung.
„So soll Handball sein“, sagt Kari. „Die ganzen Duelle von Traditions-Klubs wollen die Zuschauer doch sehen. Deshalb war es unser großes Ziel, in die Verbandsliga aufzusteigen.“ Der Neuling schlägt sich nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen prächtig, hat sich ins Mittelfeld der Tabelle vorgekämpft.
Wieblingen muss nach einem tollen Saison-Start aufpassen, nicht in die Abstiegszone zu rutschen. Doch der TSV, bei dem Maurice Pape nach längerer Verletzungspause ein starkes Comeback mit vier Treffern feierte, kann sich schon aufs nächste Nachbarschafts-Duell freuen. Am Samstag geht es gegen Vize-Meister TSG Dossenheim.
Dabei trifft Wieblingen auf einen wiedererstarkten Gegner. Denn Dossenheim kommt immer besser in Fahrt, was auch der 31:19-Erfolg gegen Ettlingen zeigt. Dabei dominierte Dossenheim von Beginn an und zog über 10:3 und 14:5 schon zur Pause entscheidend auf 15:7 davon. „Wir haben eine überragende Abwehr gespielt“, so Spielertrainer Nicolai Elfner, der sich besonders über das Debüt von Max Dehnert freute. Der A-Jugendspieler traf gleich vier Mal.
Noch beeindruckender präsentierte sich der TSV Rot, der durch das 29:26 die TG Eggenstein von der Tabellenspitze stürzte und sich selbst wieder ins Meisterschafts-Rennen brachte. Nur zwei Punkte trennen Rot vom neuen Spitzenreiter SG Leutershausen II. Dabei war Rot im Gegensatz zur schwachen Vorstellung vor einer Woche gegen Aufsteiger Neuthard (17:20) nicht wieder zu erkennen. Nur die Chancenverwertung in der ersten Halbzeit ließ zu wünschen übrig, weshalb Rot mit einem 14:16-Rückstand in die Pause ging. Nach dem 17:19 dann aber die stärkste Phase des TSV, der mit vier Treffern in Folge die Partie wendete und für eine Überraschung sorgte.
Auch der TV Eppelheim sorgt weiter für Furore, durch das 35:23 bei der TGS Pforzheim 2 steht man auf dem zweiten Tabellenplatz. Dabei profitierte Eppelheim von einem Blitz-Start zum 5:0. Die Partie war bereits beim 19:11 zur Pause entschieden. Eppelheims Trainer Robin Erb konnte sich vor allem über die sieben Tore von Talent Leon Dennhardt freuen: „Auf die Routiniers können wir natürlich noch nicht verzichten. Aber wenn man sieht, dass unsere Youngsters zusammen 14 Tore geworfen haben, weiß man, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sie sind unsere Zukunft!“