Heidelberg (soz) In der Halbzeit war Jonas Kari so verzweifelt, dass er einen Zuschauer von der Tribüne zu sich winkte und ihn fragte: „Willst du in der zweiten Halbzeit mitspielen?“ Till Hanken sagte spontan zu, zog sich in der Kabine um und absolvierte die zweite Hälfte in Straßensportschuhen.
Nun muss man dazu sagen, dass Hanken für den Handschuhsheimer Trainer kein Unbekannter ist: Er trainiert unter der Woche beim Verbandsligisten mit, verzichtet aber derzeit aus Studiengründen auf Einsätze. Trotzdem spiegelte diese Szene in der Pause die prekäre personelle Lage wider, in der sich die Löwen befanden.
Denn beim hitzigen Verbandsliga-Derby bei der TSG Dossenheim verloren die Löwen bereits in der ersten Halbzeit ihre Rückraum-Achse: Linkshänder Jonas Bald bekam in der fünften Minute, Vincent Stupp (halblinks) nach 24 Minuten die Rote Karte. „Ich dachte sogar zwischendurch darüber nach, unseren 46-jährigen Ersatz-Torwart Jens Eckstein als Feldspieler auflaufen zu lassen“, erzählt Kari.
Die Löwen bestimmten in der ersten Halbzeit trotzdem lange Zeit die Partie. Ihnen gelangen dabei zwei Kunststücke: Nach dem 3:7-Rückstand (9.) erzielten sie acht (!) Tore in Folge (11:7, 18.). Mit lediglich zwei Feldspielern, also in vierfacher (!) Unterzahl, gelangen ihnen zwei Tore. „Handschuhsheim hat es über den Kampf und Emotionen geschafft, uns aus dem Konzept zu bringen“, haderte Dossenheims Spielertrainer Nicolai Elfner. „Bei uns haben ein paar Prozent gefehlt.“
Dass Dossenheim trotzdem zur Pause wieder mit 16:14 vorne lag, gehört zu den Anekdoten dieses kuriosesten Spiels der Saison. Und auch, dass Außenseiter Handschuhsheim in der zweiten Halbzeit trotz des Fehlens seiner beiden Rückraum-Asse plötzlich wieder mehrfach mit zwei Toren beim Vize-Meister in Führung ging – zuletzt beim 25:27 (49.). Doch die entscheidenden letzten zehn Minuten gehörten Dossenheim. „Wir haben eine richtig gute Abwehr gespielt, ich hatte zudem den Eindruck, dass bei Handschuhsheim der Akku irgendwann mal leer war“, berichtet Elfner. Folge: Dossenheim gewann 31:28.
Löwen-Trainer Kari war trotzdem zufrieden: „Wir haben alles gegeben. Es war eine phantastische Stimmung in der Halle. Gewinner war vor allem der Handball-Sport.“
Bestplatzierter Heidelberger Klub in der Verbandsliga ist derzeit der TV Eppelheim. Der TVE ist Zweiter, gewann auch das Spitzenspiel bei der TG Eggenstein 26:25. Dabei begann Eggenstein mit einem taktisch ausgereiften Angriffskonzept und schaffte es immer wieder, den TVE in Verlegenheit zu bringen. Nach 23 Minuten beim 14:9 stellte Eppelheim die Abwehr um. Mit Erfolg: Dane Späth neutralisierte von nun an auf der Spitze den bis dahin auftrumpfenden Mittelmann der Hausherren, Gerrit Kirsch. Und Yannick Marz räumte im Mittelblock die gegnerischen Kreisläufer ab. Bis zur Halbzeit war Eppelheim wieder dran (15:14).
Nach dem Wechsel entwickelte sich eine überaus spannende Partie. Zum Wendepunkt wurde die 46. Minute, als dem TVE in Unterzahl zwei Treffer gelangen (21:23) und er sich erstmals etwas absetzen konnte. Dennoch geriet der nahe liegende Erfolg noch einmal in Gefahr, der TVE musste in der Schlussphase eine Unterzahl überstehen. Doch Torwart Martin Kriechbaum im Verbund mit dem Pfosten verhinderten den Eggensteiner Ausgleich.
Überglücklich gratulierte Trainer Robin Erb seiner Mannschaft zum Erfolg: „Das war ein Glanzstück, sich gegen so viele Widrigkeiten zu behaupten. Ich weiß gar nicht, wen ich besonders loben soll.“
Einen souveränen 30:19-Sieg brachte der TSV Rot vom Tabellenletzten HG Königshofen
mit. Dabei profitierte der Tabellen-Dritte vom guten Start (9:3), zur Pause (19:9) war die Partie schon entschieden.