„Der schlimmste Gegner, den wir je hatten“

 

Handball: Die Klubs des Heidelberger Kreises bekämpfen gemeinsam das Virus und halten sich strikt an die Vorgaben

Von Christopher Benz

 

Heidelberg. Rund zehn Tage läuft die Pause bereits für die Handballerinnen und Handballer der Region. Wie beschäftigen sich die Akteure der Klubs während dieser Zeit, wie kommunizieren sie miteinander und wie motivieren sie sich gegenseitig, positiv und aktiv zu bleiben? Das wollten wir wissen und haben uns umgehört.

 

„Am 12. März hatten wir unser letztes Training, seitdem sollen die Spielerinnen ihre Läufe und Stabis alleine machen“, erzählt Sascha Kuhn, der Trainer der HSG St.Leon/Reilingen. Über die verschiedenen Kommunikationswege wie WhatsApp oder Videotelefonie tauschen sich Übungsleiter und Spielerinnen derzeit fleißig aus. „Wir hoffen natürlich alle, dass wir bald wieder trainieren können, momentan gibt es aber wichtigeres als Handball“, so Kuhn.

 

Rein sportlich betrachtet hat die Corona-Pause die Badenliga-Männer der TSG Wiesloch komplett ausgebremst. Vier Siege in Serie fuhr die Sieben von Michael Peitz und Oliver Bender zuvor ein, die Abstiegsränge sind damit weit weg. „Bei der momentanen Entwicklung gehen wir davon aus, dass diese Saison vorbei ist“, glaubt Bender wie viele seiner Trainerkollegen nicht an eine Fortsetzung der Runde.

 

Noch mehr als andere hängt die HSG St.Leon/Reilingen in der Schwebe, schließlich belegt sie den letzten Tabellenplatz. „Die Spieler finden es natürlich schade, denn wir haben etwas gutzumachen“, konstatiert der Sportliche Leiter Daniel Brenzinger. Joggen ist momentan die beliebteste Trainingsform bei den HSG-lern.

 

Am anderen Ende der Tabelle verbringen die Badenliga-Frauen der SG Nußloch die Pause. Statt des Gipfeltreffens am Samstagabend mit der HSG Mannheim, hieß es zuhause bleiben für die Mädels. „Wir nehmen das Thema sehr ernst, es gilt das Virus zu bekämpfen und keine weiteren Leute anzustecken“, erläutert Nußlochs Trainer Marcus Gutsche.

 

„In solchen schwierigen Zeiten ist Verantwortungsbereitschaft und ein ausgeprägter Gemeinschaftssinn gefragt“, appelliert Frank Gerbershagen, der Trainer der TSG Wiesloch, an die Gesellschaft. Wie alle anderen Mannschaften auch, tauschen sich die Wieslocherinnen via WhatsApp untereinander aus. Gerbershagen nutzt die Zeit, „um mir ein paar Gedanken für die Trainingsgestaltung zu machen.“

 

Daniel Weinheimer hat seinen Spielerinnen klare Aufgaben gegeben: „Die Mädels müssen individuell für sich etwas tun und zudem laufen gehen.“ Der Trainer des TSV hofft, „dass bald wieder Normalität einkehrt.“ Alleine laufen müssen auch die Spielerinnen des TV Viktoria Dielheim. Deren Trainer Ralf Pichler sieht im Coronavirus, „den schlimmsten Gegner, den wir alle je hatten, aber nur gemeinsam besiegen können.“

 

Bereits am 12. März hat der TSV Wieblingen beschlossen, den kompletten Trainingsbetrieb einzustellen. „Das galt und gilt selbstverständlich für alle Mannschaften“, berichtet der Sportliche Leiter Christian Dörr. „Ich glaube, dass in diesem Jahr, wenn möglich, unsere Vorbereitungszeit ab Juni umso wichtiger werden wird“, verrät Marc Winterhalder, der Trainer der Verbandsliga-Männer, „dann steht wohl die eine oder andere Extra-Runde im Stadion an.“

 

Wie für die Wieblinger ist für den TV Eppelheim und den TSV Rot das Rennen um den Aufstieg komplett ausgebremst. „Ich möchte nicht in der Haut der Entscheidungsträger stecken“, erklärt Robin Erb, der Trainer des Spitzenreiters TV Eppelheim, „egal was irgendwann bestimmt wird, irgendjemand wird unzufrieden sein und sich ungerecht behandelt fühlen.“ Untereinander versuchen sich die Eppelheimer in Zeiten der Isolation bei Laune zu halten. „In unserer internen Gruppe wurde bereits die Packung Toilettenpapier zum Bestpreis von sieben Euro angeboten, nachdem die Eppelheimer Post über acht Euro verlangt hat“, schmunzelt Erb.

 

Knapp hinter dem TVE verbringt der TSV Rot die Pause. „Ich hoffe, dass wir diese Phase alle gemeinsam überstehen und gesund in die neue Runde starten“, konstatiert TSV-Trainer Sebastian Thome. Wie sein Eppelheimer Kollege Erb, erläutert Thome „möchte ich nicht die Entscheidungen über die Wertung der Runde treffen müssen.“

 

Eine komplette Trainingspause bis 30. März hat Jan Philipps seinen Schützlingen des TSV Handschuhsheim verschrieben. „Da sich die momentane Situation bis dahin wohl nicht verbessern wird, beginnen wir Anfang April mit individuellen Trainingsplänen“, sagt der TSV-Trainer.

 

Da der TSV Germania Malschenberg zwei Spiele weniger als die Konkurrenz absolviert hat, muss er derzeit mit dem dritten Rang in der Männer-Landesliga Vorlieb nehmen. „Das ist sportlich gesehen eine Katastrophe, aber die Gesundheit natürlich geht vor“, erklärt TSVG-Trainer Jonas Kari. „Die Mannschaft hat sich isoliert, jeder versucht soweit es geht fit zu bleiben, aber wahrscheinlich wird sowieso nicht weitergespielt“, führt Kari weiter aus.