Nußloch trotzt Statistik

Angstgegner Hochdorf mit 36:25 besiegt - Müller gibt Comeback

 

(msc) Vom Prinzip eines Angstgegners hält Christian Job, Trainer der SG Nußloch prinzipiell wenig. Das teilte er seiner Truppe auch vor der Partie gegen den TV Hochdorf mit, gegen den es in den vergangenen beiden Jahren zumindest keine Punkte zu holen gab. Doch Jobs Plan ging voll auf, die Blauen hatten allen Grund zum Jubeln – sogar in dreifacher Hinsicht. Zum einen gab es da trotz Startschwierigkeiten den 36:25 (17:14)-Erfolg zu feiern. Zum anderen bedeutete dieser zugleich die Tabellenführung. Darüber hinaus gab auch noch der lange verletzte Philipp Müller etwas überraschend endlich sein lang ersehntes Comeback auf der Platte. „Ich bin erst einmal froh, dass der Daumen hält und ich wieder helfen kann“, sagte Müller: „Ich bin froh wieder da zu sein.“ Die Olympiahalle hatte allen Grund zur Freude, wer nicht da war dagegen die berechtigte Gelegenheit, sich darüber zu grämen. Gerade nach dem bitteren Unentschieden gegen Pforzheim/Eutingen vor einer Woche tat Job dieser Sieg sichtlich gut: „Das ist das schöne am Sport – vergangene Woche waren wir hier alle ziemlich enttäuscht nach dem Punktverlust, heute können wir alle super zufrieden sein, mit dem was die Mannschaft geleistet hat. Ich ziehe vor meiner Mannschaft den Hut.“ Auch die Art und Weise des Spiels war für den Nußlocher Coach ein Lob wert und eine gute Werbung für den Handball, der in der dritten Liga geboten wird: „Es war ein tolles Handballspiel gesehen, sehr fair und trotzdem aggressiv – es hat eigentlich alles gepasst.“ Die Aussichten für die Zukunft seines Teams sieht er rosig. „Wir haben einen tollen Kader, wichtig ist es nur, dass wir das auf den Platz bringen“, erklärte er: „Jetzt hat Kevin Bitz noch gefehlt, Stefan Jochim gefehlt, ich bin super glücklich, dass Müller jetzt wieder an meiner Seite steht.“

 

In der Anfangsphase sah es indes noch nach dem Spiel aus, das von vornherein angekündigt war: Ein spannendes Baden-Pfalz-Derby, in das Nußloch als tabellarischer Favorit, Hochdorf aber als statistischer Favorit ging. Den ersten Hochdorfer Angriff fingen die Blauen direkt ab und legten selbst durch Max Schmitt mit 1:0 vor. Doch auch die „Pfalzbiber“ hatten einiges zu bieten, kamen unheimlich oft über ihre beiden jungen Talente Robin Egelhof und Tim Götz gefährlich in Position. Götz war es auch, der nach fünfeinhalb Minuten den 3:3-Ausgleich erzielte, Emanuel Novo legte per Doppelpack nach. 3:5 nun aus Sicht der SGN, es wurde ungemütlicher. Doch schon jetzt zeigte sich, dass Nußloch trotz Rückstand sehr gut in der Partie war: Der TVH geriet immer wieder ins Zeitspiel, in den ersten zwölf Spielminuten konnten zudem nur Novo, Götz und Egelhof für Treffer sorgen. Eine weitere Situation, in der Hochdorf durch das angezeigte Zeitspiel zu einem unvorbereiteten Wurf ansetzen musste und damit an Keeper Marco Bitz scheiterte nutzte Jochen Geppert im Gegenzug zum 6:6-Ausgleich. Nach 16 Minuten war es dann Simon Kuch, der zum 9:8 und damit der ersten Nußlocher Führung seit elf Minuten einnetzte. Richtig gut wurde die Stimmung allerdings erst nach dem folgenden Ausgleich durch Götz – denn dann kam Müller auf die Platte. Der Kapitän konnte wieder mithelfen, seine Daumenverletzung war endlich überwunden. Den ersten Zwei-Tore-Vorsprung erzielte die SGN passenderweise aus einer taktischen Variante heraus, die sie bisher in dieser Saison kaum spielen konnte: Aus einer Situation mit zwei Kreisläufern. Müller beschäftigte die Abwehr, Kollege David Ganshorn schloss zum 16:14 ab. Geppert legte kurze Zeit später zum 17:14-Pausenstand nach.

 

Während die erste Hälfte noch sehr umkämpft war, die Drei-Tore-Führung trotz sehr guter Ansätze sogar noch etwas schmeichelhaft für Nußloch war, brannte sie im zweiten Abschnitt ein wahres Feuerwerk ab. Pierre Freudl versenkte das Spielgerät 27 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 18:14 in die Maschen, keine zwei Uhrumdrehungen später traf Ganshorn zum 20:15. Der TVH stemmte sich zwar gegen die Niederlage und versuchte alles aus sich herauszuholen, doch Nußloch hatte nun das Momentum und die lautstarke Olympiahalle auf seiner Seite. Aus einem 27:23 nach 43 Minuten wurde durch einen 3:0-Lauf das 30:23, das Hochdorfs-Coach Stefan Bullacher zur Auszeit zwang. Diese brachte zunächst allerdings wenig, erst genau vier Minuten später gab es den nächsten Treffer zu bestaunen – von SGN-Außen Schmitt. Es folgte das 32:23 von Müller, der somit auch sein Torcomeback gab. Die erste zweistellige Führung war dann knapp fünf Minuten vor dem Schlusspfiff dem besten Torschützen des Abends, Geppert, vorbehalten. Mit dem letzten seiner 13 Tore erzielte dieser das 34:24. Als die Schiedsrichter nach 60 Minuten zum Abpfiff ansetzten – beim Stand von 36:25 – war es dann amtlich: Der Angstgegner TV Hochdorf wurde per Kantersieg aus der Halle gefegt. Geht es nach Job, sind solche Gebilde aber ohnehin eher fraglich: „Stichwort Angstgegner – so etwas gibt es in dem Sinne nicht.“

 

SG Nußloch: M. Bitz, Lieb, Peitz; Kuch 4, Körner 1, Müller 1, Fehringer, Geppert 13/4, Freudl 5/1, Rigterink, Schmitt 5, Buse 1, Ganshorn 6, Pauli.

TV Hochdorf: Schulte, Kovacin; Götz 11/2, Sorda 2, Bayer 2, van Marwick, Claussen 1, Lanninger, Novo 3, Egelhof 6, Bühler, Klee.

Strafzeiten: 3 - 3.

Siebenmeter: 6/5 - 3/2.